11.04.2025 Sorgende Stadt

Via Quartiersmanagement Hellersdorfer Promenade:

Am Dienstag, den 15. April, findet ab 17.00 Uhr die Eröffnung der Ausstellung ›Sorgende Stadt‹ im Pavillon auf dem Alice-Salomon-Platz statt. Dabei werden auch der GbK-Pavillon ›Klassenzimmer der Zukunft‹ und zwölf Hochbeete eingeweiht, die zuletzt dort aufgebaut wurden. Die Ausstellungseröffnung wird begleitet von künstlerischen Beiträgen von Jérôme Chazeix (Berlin), Elias Eichhorn (Berlin) und von Inventory (Ringwould/GB & Toulouse/F). Die Ausstellung ist Teil des Ausstellungsprogramms ›ZENTRUM zwischen Land und Stadt‹, das wiederum im Rahmen des Projektes ›Zwischenräume‹ im ›Transfer-Hub im Campus-Transferale (CaT)‹ an der ASH Berlin von 2023 bis 2027 stattfindet. Die Ausstellung kann bis zum 28. Mai jeden Mittwoch und Samstag von 14 bis 18 Uhr kostenfrei besucht werden. Dazu gibt es ein interessantes Begleitprogramm mit unter anderem Gesprächsrunden.

15.4. – 28.5.2025 Ausstellung ›Sorgende Stadt‹: 

Die Ausstellung ›Sorgende Stadt‹ bearbeitet die Frage, wie der große Leerstand im Einkaufszentrum ›Marktplatz Center‹ am Alice-Salomon-Platz als ein kommunal-organisiertes Bildung- und Sorgezentrum umgenutzt werden kann.

Der Begriff ›Sorgende Stadt‹ stammt aus einer kommunalpolitischen Bewegung in Spanien in 2015. In Barcelona, Madrid und Saragossa gewann jeweils ein Bündnis von Kleinparteien, die von Frauen organisiert wurden, kommunale Mandate im Stadtparlament. Ihr Hauptthema war eine Neuorganisation von Sorge-Arbeit: kommunal organisiert und bezahlt, gesamtgesellschaftlich wertgeschätzt. Mit einem ähnlichen Ziel gründete sich 2023 die Kampagne ›Sorge ins Zentrum‹ in Berlin-Treptow. Sie fügte dem Begriff „Zentrum“ eine stadtplanerische Komponente hinzu: die Sorge-Arbeit soll nicht nur politisch zentraler werden, sondern auch im Stadtbild. Die Kampagne schlägt vor, dass Sorge-Arbeit in die vielen leerstehenden Läden in Berlins Einkaufszentren zieht. Seit dreißig Jahren dominieren über fünfzig „Shopping Malls“ den Einzelhandel in besten Lagen der Berliner Stadtteile. Ihr rein kommerziell- und konsumorientiertes Verständnis von Versorgung hat inzwischen zu massenhaft leerstehenden Läden in den Malls geführt.

In seiner Masterarbeit ›Zentren des Glücks‹ an der UdK Berlin 2024 untersuchte der Architekt Elias Eichhorn die zukünftige Rolle von zehn Einkaufszentren in der Quartiersentwicklung Berlins, u. a. die des ›Marktplatz-Center‹ am Alice-Salomon-Platz. Für die Ausstellung ›Sorgende Stadt‹ stellt er dar, wie das ›Marktplatz Center‹ als Teil einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung als Bildungs-, Freizeit- und Sorgezentrum umgestaltet sein könnte. Er zeichnet eine zeitgenössische Version des für diesen Standort 1987 zu DDR-Zeiten geplanten ›Hellersdorfer Freizeitforum‹, mit Freibad statt Parkhausdach, mit Sporthalle statt Deko-Bedarf, mit Bildung und Pflege statt Konsum und Überfluss.

Die Intervention ›Coagulum. Ein vorübergehendes Gerinnsel im Herzen des Handels‹ von der Künstlergruppe ›Inventory‹ stellt den Sinn von Einkaufzentren als Symbol für eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft, gesteuert von globalen Konzernen in Frage, die oft Ausbeutung und Umweltschäden bei der Herstellung ihrer Produkte in Kauf nehmen. Mit ihrem ›Rugby Scrum‹ (dt. Angeodnetes Gedränge, Standardsituation in der Sportart Rugby) versuchten sie 2001, die Abläufe in zwei Londoner Malls für einen kurzen Moment zu stören.

Eine Öffnung von Shopping Malls nach Außen wird vom Künstler Jérôme Chazeix thematisiert. Mit seiner Performance ›Defilement der Mode 0.3.‹ in der Großwohnsiedlung Dresden-Prohlis inszenierte er den öffentlichen Vorplatz des ›Prohlis Zentrum‹ als offenen, lebendigen Ort, im Gegensatz zum durchregulierten, standandisierten Innenraum der Mall. Draußen vor der Mall veranstalteten neun alkoholisierte Männer eine Modeschau mit gebrauchter Frauenkleidung. In dieser Utopie kleiden sich am Ende sogar Passant_innen um und laufen über den gelben „Roten Teppich“ mit.

In Sichtweite des ›Marktplatz Center‹ hat der Anwohner_innenbeirat ›Zwischenräume‹ 2024 sechs Hochbeete aufgestellt und bepflanzt. 2025 kamen noch sechs dazu. Mit den Beeten setzt sich der Beirat für eine umweltgerechte Gestaltung des Alice-Salomon-Platzes ein und vernetzt sich mit weiteren Berliner Urban-Gardening-Projekten. Im Laufe der Ausstellung organisieren sie die Versorgung der Pflanzen und beraten sich mit Passant_innen.

Gesprächsrunden im Rahmen der Ausstellung ›Sorgende Stadt‹:

Mi. 23.4., 17-19 Uhr

›Für ein neues Bürger_innen-Politik-Verwaltung-Verhältnis? Zwei Beispiele: Bürgerräte Ma-He und Schulneubau Auerbacher Ring‹ mit dem Anwohner_innenbeirat ›Zwischenräume‹ der ASH Berlin, Anwohnerinitiativen ›Helene-Weigel-Platz‹, ›Schulneubau Bruno-Baum-Straße‹ und ›Schulneubau Auerbacher Ring/Maxie-Wander-Straße‹, ›Initiative Demokratie. Gerechtigkeit. Bürgerräte Marzahn-Hellersdorf‹ und ›Heisses Hellersdorf‹. 

Mi. 30.4., 17-19 Uhr 

›Wir bestellen Respekt‹ mit einem angestellten Kurier, einer Leiharbeitskraft, Lieferando Workers Collective Berlin und Projekt ›Joboption Berlin‹/ArbeitGestalten GmbH.

Mi 21.5., 17–19 Uhr

›Leere Shopping Malls und Kaufhäuser: Räume für alle, Räume für alles?‹

Mit Katalin Gennburg (Abgeordnete im Bundestag für Die Linke, Wahlkreis Ma-He), Initiative ›Sorge ins Zentrum‹ und Juliane Witt (Stadträtin für Soziales und Bürgerdienste Ma-He) u. a.. In Zusammenarbeit mit ›Transferale‹ und ›Community Spaces‹ im ›Transfer-Hub‹.

Mi. 28.5. 17-19 Uhr

›Post-Konsum und Reparaturkulturen‹ mit Melonseeds Collective und ihren Gästen

Pavillon ›Klassenzimmer der Zukunft‹ und Alice-Salomon-Platz:

Nachdem der nGbK-Pavillon auf der Grünfläche am Auerbacher Ring 2024 für einer Baufeldfreimachung abgebaut werden musste, konnten Anwohner_innen mit Fragen an der BVV und eine Petition die Bezirkspolitik- und Verwaltung überzeugen, eine Aufstellung auf dem Alice-Salomon-Platz bis Ende 2026 zu unterstützen. Der ehemalige Messepavillon wurde 1971 von Heinz Scheid (ABB Architekten) im neuen Corporate Design Otl Aichers für die Dresdner Bank entworfen. Bis 1983 stand er auf dem Gelände der Messe Frankfurt/Main und diente dort als Servicecenter für die Kund_innen der Bank. Er ist ein einmaliger Prototyp, bestehend aus ca. 60 Teilen.

Der Alice-Salomon-Platz ist das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Zentrum des von 92.000 Personen bewohnten Stadtteils Hellersdorf. Von April bis Oktober 2025 wird im Pavillon und an zwölf Hochbeeten das Ausstellung- und Veranstaltungsprogramm ›ZENTRUM zwischen Land und Stadt‹ veranstaltet. Das Programm möchte die Idee einer Zentralität der städtischen Peripherie zwischen Land und Stadt fördern. Für die Gestaltung der sogenannten ›Metropolregion Berlin-Brandenburg‹ kann der Bezirk Marzahn-Hellersdorf geografisch und gesellschaftlich eine zentrale Rolle spielen. Das Programm erarbeitet hierfür Visionen, in direkter Sichtweite des Hellersdorfer Rathauses.

Der Pavillon ›Klassenzimmer der Zukunft‹ ist Teil des Standortes ›station urbaner kulturen‹ der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in Hellersdorf. Hier bietet die nGbK Anwohner_innen, Künstler_innen, Schüler_innen und Studierenden einen temporären Raum für Aktivitäten. Im 2025 und 2026 stellt die nGbK der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) den Pavillon zur Verfügung. Von April bis Oktober 2025 wird im Pavillon das Ausstellungsprogramm ›ZENTRUM zwischen Land und Stadt‹ von ASH-Projekt ›Zwischenräume‹ veranstaltet. Das Projekt ›Zwischenräume. Belebung von Campus und Stadtteil‹ ist Teil vom ›Transfer-Hub im Campus-Transferale (CaT)‹ an der Alice Salomon Hochschule Berlin von 2023 bis 2027. 

Die Aufstellung des nGbK-Pavillons auf dem Alice-Salomon-Platz wird vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen unterstützt und von Werner Nasahl unter Mitwirkung von Hütten und Paläste durchgeführt.