22.10.2019 Pressemitteilung: Solidarität mit den Opfern von rassistischen Attacken in Hellersdorf
Berlin, den 22.10.2019
Pressemitteilung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz
Solidarität mit den Opfern von rassistischen Attacken in Hellersdorf
Innerhalb der vergangenen vier Wochen gab es in Hellersdorf erneut zwei rassistisch motivierte Übergriffe auf Mitmenschen zu beklagen:
- Am 25. September 2019 wurde eine 26-jährige Frau in Anwesenheit Ihrer beiden Kinder von einem 35-jährigen Mann am U-Bahnhof Hellersdorf rassistisch beleidigt; dabei wurde ihr Alkohol über den Kopf geschüttet. (Quelle: morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article227220827/Hellersdorf-Mutter-mit-Kleinkind-rassistisch-beleidigt-und-mit-Alkohol-uebergossen.html)
- Am 19. Oktober 2019 gab es am U-Bahnhof Cottbusser Platz einen rassistischen Angriff auf einen 27-jährigen Mann: „Nach ersten Erkenntnissen stieg der 27-Jährige gegen 4 Uhr am U-Bahnhof Cottbusser Platz aus der U-Bahn, lief den Bahnsteig entlang und wollte gerade die Treppen des Ausganges ersteigen, als er von einem hinter ihm laufenden Unbekannten rassistisch beleidigt und sogleich gestoßen wurde. Durch den Stoß fiel der Mann nach vorn auf die Treppenstufen und verletzte sich dabei an Stirn und Nase. Der Angreifer flüchtete in unbekannte Richtung. Alarmierte Rettungskräfte brachten den Verletzten zur ambulanten Behandlung in eine Klinik. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt ermittelt.“ (Quelle: https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.855964.php)
Unabhängig von diesen beiden aktuellen Fällen gab es dieses Jahr leider bereits eine ganze Reihe von rassistisch bzw. antimuslimisch konnotierten Angriffen zu verzeichnen. An dieser Stelle eine unvollständige, aber erschreckende Auswahl aus dem Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle Marzahn-Hellersdorf (https://www.berliner-register.de/chronik/marzahn-hellersdorf):
- Januar 2019: Rassistischer Angriff in Sportstudio
- Januar 2019: Mann rassistisch angegangen
- Februar 2019: Angriff auf zwei syrische Jugendliche
- Februar 2019: Angriff auf Jungen in Hellersdorf
- März 2019: Rassistischer Angriff am Brodowiner Ring
- April 2019: Rassistischer Angriff im Supermarkt
- Mai 2019: Muslimfeindlicher Angriff am S-Bahnhof Poelchaustraße
- Mai 2019: Rassistischer Angriff auf Spielplatz
- August 2019: Rassistischer Übergriff im Supermarkt
Das Bündnis für Demokratie und Toleranz am Ort der Vielfalt Marzahn-Hellersdorf verurteilt diese rassistisch motivierten Attacken auf das Schärfste. Wir akzeptieren es nicht, dass Menschen in unserem Bezirk aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechtes oder ihrer Religionszugehörigkeit rassistisch beleidigt, erniedrigt oder angegriffen werden.
Mit Erschrecken haben wir in den vergangenen Monaten zudem festgestellt, dass auch hier im Bezirk in den sozialen Medien von vielen Menschen immer unverhohlener offen rassistisch gehetzt wird. Zuletzt gab es einen massiven Shitstorm mit vielen Drohungen und zum Teil massiven rassistischen Äußerungen zu einer Pressemitteilung des LAF zum Richtfest einer MUF 2.0 am Murtzaner Ring in Marzahn (Siehe: https://www.facebook.com/berlin.laf/posts/2466990060293155.) Oder aktuell auf dem Portal „Wir Hellersdorfer und Marzahner“ (https://www.facebook.com/groups/wirhellersdorfer/) zu der rassistischen Attacke vom vergangenen Wochenende. Unter einem verlinkten Bericht des Tagesspiegels befanden sich nach kurzer Zeit fast 200 Kommentare – viele davon verharmlosend oder rassistisch. (Quelle: https://www.facebook.com/groups/wirhellersdorfer/?multi_permalinks=2536276476594226¬if_id=1571553120988671¬if_t=group_highlights)
Wir appellieren an die Zivilgesellschaft in Marzahn-Hellersdorf, im Alltag und in den sozialen Medien nicht wegzusehen, sich gegebenenfalls aktiv einzumischen und diskriminierende und rassistische Vorfälle beim Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle Marzahn-Hellersdorf den Partnerschaften für Demokratie (pfd-mh@sfiftung-spi.de) zu melden.
Darüber hinaus rufen wir von Rassismus und Gewalt betroffene Menschen dazu auf, sich beim Bündnis zu melden (website@demokratie-mh.de). Wir können uns gemeinsam mit den Betroffenen um eine Opferberatung kümmern oder/und andere zivilgesellschaftliche Maßnahmen ergreifen, um eine Öffentlichkeit herzustellen.
Öffentlichkeitsarbeit kann aufklären, sensibilisieren und eine Debatte über die rassistischen Vorfälle anstoßen. „Mittel und Wege, die Öffentlichkeit zu erreichen, gibt es viele: z.B. durch eine Pressemitteilung, ein Flugblatt, eine Infoveranstaltung, einen Infostand, ein E-Mail-Rundschreiben, das Internet/Homepage, einen Offenen Brief, eine Demonstration oder Kundgebung, einen Leserbrief, Interviews/Reportagen.“ (Quelle: https://www.mpower-rlp.de/images/publikationen/Was_tun.pdf)
Es muss ein Ruck durch unseren Bezirk gehen. Wir sollten alle aktiv die bestehenden Probleme mit Rassismus wahrnehmen und gemeinsam Aktivitäten unternehmen, um Rassismus klar und deutlich die rote Karte zu zeigen!
Henny Engels im Namen des Bündnisses für Demokratie und Toleranz am Ort der Vielfalt Marzahn-Hellersdorf
Pressemitteilung als pdf-Dokument: BfDT M-H (PM 37)_Solidarität mit den Opfern von rassistischen Attacken in Hellersdorf