29.10.2021 Pressemitteilung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz zum Gedenken zum 20. Todestag von Ingo Binsch

Berlin, 29.10.2021       

Pressemitteilung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz zum Gedenken zum 20. Todestag von Ingo Binsch.

Pressemitteilung

Gedenken zum 20. Todestag von Ingo Binsch am 05. November 2021

Am 5. November 2001 wurde der herzkranke Ingo Binsch zusammengeschlagen und erlitt wenige Stunden später, in Folge der Gewaltanwendung, im Alter von 36 Jahren einen tödlichen Herzinfarkt.

Zwei unter Alkoholeinfluss stehende Brüder, die der rechten Szene angehörig waren, hatten gemeinsam mit einem Freund Ingo Binsch aufgesucht, weil dieser ihnen angeblich 40 Mark schuldete. Unter Einsatz massiver Gewalt forderten sie das Geld zurück. Sie verprügelten Ingo Binsch und übten massiven Druck auf den Brustkorb des Opfers aus. Nur wenige Stunden später verstarb er an den Folgen der Tat.

Die Täter wurden anschließend vom Landgericht Berlin zu mehreren Jahren Haftstrafe verurteilt. Dass der Tat ein politisches Motiv zu Grunde lag, wurde von Seiten des Gerichts nicht gesehen, obwohl einer der Täter bereits wegen Körperverletzung vorbestraft war. Erst durch Recherchen und Überprüfung des Falls durch Forscher*innen der TU Berlin wurde der Mord als politisch motiviert eingestuft. Erst im Jahr 2018 wurde der Tod von Ingo Binsch als rechter Mord mit sozialdarwinistischer Motivation durch das Landeskriminalamt Berlin anerkannt.

Das Bündnis für Demokratie und Toleranz am Ort der Vielfalt Marzahn-Hellersdorf erinnert an diese Tat und gedenkt des Opfers Ingo Binsch. Wir nehmen dieses Gedenken zum Anlass, uns erneut gegen alle Formen von Diskriminierung auszusprechen. Gleichzeitig fordern wir die Bewohner*innen im Bezirk auf, sich aktiv gegen (extrem)rechte Akteur*innen und Aktivitäten zu stellen. Melden Sie rechtsextreme und diskriminierende Vorfälle in Marzahn-Hellersdorf der bezirklichen Registerstelle (register-mh@stiftung-spi.de). Ebenso laden wir von Rassismus und rechter Gewalt betroffene Menschen dazu ein, sich beim Bündnis zu melden (buendnis_mh@web.de). Wir können dabei unterstützen, Kontakt zu Beratungsstellen aber auch eine zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit herzustellen.

Zudem würden wir uns über Kontakte zu Familienangehörigen von Ingo Binsch oder über Informationen von Anwohner*innen zum damaligen Tatgeschehen freuen. Leider ist bis heute unbekannt, wo es zu der tödlichen Auseinandersetzung kam. Wir würden zukünftig gerne ein würdiges Gedenken am damaligen Tatort ermöglichen und zum Beispiel eine Gedenktafel vor Ort installieren.

Wir sprechen allen betroffenen Personen von (extrem)rechter Gewalt unsere Solidarität aus und setzen uns als Bündnis aktiv gegen das Vergessen von Opfern rechter Gewalt ein.

Henny Engels und Steven Kelz

Berlin Marzahn-Hellersdorf, 29.Oktober 2021

V.i.S.d.P.: Henny Engels, Sprecherin

Pressemitteilung: Gedenken zum 20. Todestag von Ingo Binsch am 05. November 2021