1.05.2015 Gesicht zeigen am 1. Mai 2015 in Ahrensfelde

Am 1. Mai 2015 führten extrem Rechte, angeführt von der NPD, an verschiedenen Orten in Berlin Kundgebungen durch, unter anderem auch in unserem Bezirk am S-Bahnhof Ahrensfelde. Ihre Kundgebungen richteten sich gegen geflüchtete Menschen.

Wir haben uns am 1. Mai am S-Bahnhof Ahrensfelde versammelt, aber nicht anlässlich des 1. Mai. Dennoch möchte ich zunächst einen Blick in die Geschichte werfen: Nach vorangegangenen Kämpfen für den 8-Std.Tag zunächst in Australien, später auch in den USA, gab es 1890 einen Protesttag mit Massendemonstrationen und Streiks überall auf der Welt. Die Arbeiter und ihre Organisationen hatten erkannt, dass nur Solidarität weiter führt, und zwar internationale Solidarität. So wurde der Tag zum Symbol des Kampfes der Arbeiter und der Arbeiterinnen um die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen.

1933 bestimmte die faschistische Regierung den 1. Mai zum Feiertag der Nationalen Arbeit, nicht der arbeitenden Menschen. Gleichzeitig begann das Hitler-Regime, die Gewerkschaften zu zerschlagen und politisch anders denkende einzukerkern und zu ermorden.

Das ist der Grund, weshalb es Nazis und andere Rassisten für angemessen halten, ausgerechnet heute dagegen zu demonstrieren, dass Flüchtlinge zu uns nach Berlin, an diesen Platz nach Marzahn-Hellersdorf kommen. Sie glauben, dass wir uns nur um die ursprünglichen Deutschen kümmern sollten.

Sie sehen nicht, wie verdreht und schädlich diese Haltung ist. Wir erinnern uns daran, dass aus Deutschland in den letzten Jahrhunderten viele ausgewandert sind, weil ihr Glauben verfolgt wurde, weil ihre Meinung nicht geduldet wurde, weil sie schlicht hungerten und ihren Familien eine Zukunft geben wollten in Russland, den USA oder anderswo auf der Welt.

Ich – wir – stehen hier für das „Bündnis für Demokratie und Toleranz am Ort der Vielfalt Marzahn-Hellersdorf“.

An diesem Ort, an dem es im 3. Reich ein Zwangslager für Sinti und Roma gab, die von dort aus in den Tod fahren mussten, dürfen nie wieder Menschen ausgegrenzt werden. Nie wieder soll es Anfeindungen geben, weil jemand als „fremd“ definiert wird, nie wieder Angriffe auf Menschen oder ihre Unterkünfte.
Marzahn-Hellersdorf muss ein Ort der Vielfalt bleiben, ein Ort der Solidarität mit den Menschen, die unsere Solidarität brauchen, wie Deutsche früher, besonders aber in der Zeit des „3. Reiches“, die Solidarität der anderen brauchten und vielfach erfahren haben. Dies zu zeigen stehen wir hier.