31.03.2021 Digitaler Osterweg 2021

Seit einigen Jahren haben wir als Bündnis für Demokratie und Toleranz immer am Ostermontag zum Osterweg eingeladen.

Wir wollen damit Raum für Begegnung und Gespräche schaffen. Und wir wollen aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aufnehmen, sie in nachvollziehbaren Symbolen sichtbar machen und zur Sprache bringen. So sollen die Grundanliegen unseres Bündnisses Öffentlichkeit gewinnen. Wie schon im letzten Jahr können wir uns auch 2021 nicht treffen, um uns gemeinsam auf den Weg zu machen. Das ist schade – aber wir haben uns eine alternative, corona-konforme Aktion ausgedacht: Hoffnung lernt gehen. Wir haben Schuhe bepflanzt und sie auf den Weg gebracht. Auf unserer Website finden Sie Bilder und Filme davon, einen einführenden Text zum Motto und kleine Texte von Menschen unterschiedlichen Alters zu ihren Hoffnungen. Schauen Sie selbst!

Alte Schuhe werden Blumentöpfe

Ostervergnügen – Hoffnung lernt gehen

Wolfram Hülsemann

Ein Kleinkind lernt gehen! Es hat ein Ziel. Die ersten Schritte sind wie ein Aufbruch in unbekannte Welten. Die Umstehenden freuen sich oder sind vielleicht auch erschrocken: „Aufpassen, dass es nicht fällt, sich nicht stößt“. Doch auch wenn es fallen sollte, wird das Kind nicht aufgeben. Irgendwie lebt es in der Gewissheit, dass es zum wieder Aufstehen keine Alternative gibt.

Aufstehen! Aufbrechen! Wieder beginnen! Dazu ermutigen die Ostertage. Nachbarn haben farbige Eier in die Sträucher gehängt Ein paar Zweige stehen zum „Vorgrünen“ schon längst in der Vase. – In manchen Gegenden schöpfen Menschen am Ostermorgen frisches Quellwasser. In den Kirchen lassen sich Menschen in der Gewissheit bestärken, dass die Todeserfahrungen des Lebens nichts Endgültiges sind. Auf Ostermärschen wird der unbedingte Lebenswille unserer Welt gegen Hochrüstung und Kriegsbedrohung in die Öffentlichkeit getragen. Und vor Corona-Zeiten packte natürlich viele Leute die Reiselust. Hinter manch alten Bräuchen lässt sich eine kaum stillbare Sehnsucht nach Veränderung erkennen. Veränderung, die Gedanken klärt und  Empfindungen belebt!

 Bis heute erreicht W. v. Goethe mit seinem berühmten „Osterspaziergang“ Verstand und Empfinden seiner Leser*innen.

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick.
Im Tale grünet Hoffnungsglück;“

Aber einfach Hoffnungsglück zu behaupten, ist schon gewagt.

Denn das Wissen um hemmungslosen Waffenhandel und Waffengebrauch; fortschreitende Zerstörung der natürlichen Ressourcen unserer Nachfahren, das Zerstören der Lebensgrundlagen anderer Völker, wachsender Rassismus und das Schicksal geflüchteter Menschen lassen Hoffnungsglück eigentlich nicht grünen. Die Pandemie lässt gegenwärtig alles noch hoffnungsloser erscheinen. Wer will widersprechen, wenn uns zugerufen wird: „Wehe, wenn eure Erfahrungen über eure Hoffnung siegen“; so schon vor Jahrzehnten ein kommunistischer Lyriker aus der DDR (Heinz Kahlau).

Als Bündnis für Demokratie und Toleranz Marzahn-Hellersdorf bemühen wir uns, die lebenszerstörenden Kräfte im Blick zu behalten. Wir wollen ermutigen, in Ehrfurcht vor dem Leben nicht aufzugeben sondern miteinander aufzustehen für gelingendes Leben.

Deshalb sagen wir auch Ostern 2021: „Unsere Hoffnung lernt gehen!“

Lasst uns miteinander Hoffnung schöpfen. Das ist vernünftig, darauf setzen wir, darin bestärken wir uns gegenseitig. Wir schöpfen gewiss aus unterschiedlichen Quellen. Am Ort der Vielfalt, wie wir unseren Bezirk auch gern nennen, ist das eigentlich selbstverständlich. Nicht aufgeben! Aufstehen! Dazu gibt es einfach keine Alternative.

Und deshalb: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal, wie es ausgeht.“ Das schrieb uns einst Vaclav Havel für schwierige Zeiten ins Stammbuch.

Wir haben Schuhe bepflanzt und sie auf den Weg gebracht.

Testimonials

Grund meiner Hoffnung ist mein Glaube, dass eine menschenfreundliche Welt möglich ist. Wir können hier im Bezirk daran mitarbeiten.

Henny Engels, 71

„Hoffnung und Sehnsucht sind seit dem letzten Jahr wichtige Begleiter geworden. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Begegnung im Kindergarten, nach unbeschwertem Aufwachsen, Spielen, Singen und Lernen, nach Rückkehr zur Normalität wachsen stetig. – Ich hoffe und bitte darum, dass wir diese Krise gut bewältigen können und einen sorgsameren Umgang und Blick auf das Leben und die Schöpfung bekommen und sie nachhaltig schützen werden.“

Evelin Lerche,47 Jahre, Kita- Leiterin des Evangelischen Kindergarten Marzahn

„Ankommen macht Hoffnung!“

Sozialpädagogin 59 Jahre, Arbeit bei geflüchteten Menschen

Hoffnung

  • erhält den Optimismus, wenn Pessimismus auf dem Vormarsch ist.
  • erhält die Zuversicht, wenn Fatalismus um sich greift.
  • erhält den Blick auf das Wesentliche, denn für Wesentliches lohnt sich Hoffnung.“

Thomas Pfeifer, 61 Jahre

Hoffnung treibt weiter wenn die Realität einen stoppen will. Hoffnung ist das was einen ohne Grund glauben lässt, das alles besser sein kann. Hoffnung ist bedingungsloses Grundeinkommen und offene Grenzen.“

Karl, 20 Jahre

Hoffnung ist zu glauben, dass es besser wird. – Das ist: auf Andere zu setzen und zu warten. Wer hofft wünscht sich eine andere, bessere Welt und hat noch Vertrauen in sie und ihre Veränderbarkeit.“

Leo 22 Jahre

„Hoffnung ist die Quelle neuer Kraft. Hoffnung ist das Licht hinter den Wolken. Hoffnung, dass uns das Aussichtslose nicht mehr so Aussichtslos erscheint. Hope is life and life is hope! Wir wünschen ALLEN frohe Ostern“

Yvonne Vedder 55 Jahre

„Meine Hoffnung für die kommenden Jahre ist, dass die offenen Menschen wieder mehr zusammen wachsen und diesen solidarischen Zusammenhalt nach draußen tragen. Nur so kann den Intoleranten die Stirn geboten und den verunsicherten Menschen eine Chance der Versöhnung aufgezeigt werden.“ 

Steven Kelz (36)

„Ich wünsche mir, dass Corona so schnell wie möglich vorbei ist, damit ich meine Freunde wieder treffen kann.“

Cherine 12 Jahre alt

„Ich hoffe, dass die Pandemie bald überstanden ist, damit ich wieder verreisen kann und meinen Freizeitaktivitäten ohne Beschränkungen nachgehen kann.“

Schehrasad 17 Jahre alt

„Ich habe die Hoffnung, mindestens 100 Jahre alt zu werden, und zu erleben, wie meine Enkel und Urenkel in einer gesunden Umwelt in Frieden aufwachsen“

Peter 86 Jahre alt

„Meine Hoffnung: Wenn ich mich abends schlafen lege, setze ich darauf, morgens wieder aufzuwachen. Beweisen kann ich das vorher nicht. So setze ich darauf, dass unsere Welt und mein Leben „irgendwie“ getragen ist. So macht es für mich Sinn, Mut zu fassen und mit anderen Menschen das Beste zu suchen, – trotz alledem“

Wolfram Hülsemann, Theologe u. Coach, 78 Jahre

Herr Khan (Projektkoordinator von „LaLoka“) und Francisco Cárdenas Ruiz (Koordinator für Flüchtlingsfragen) mit Schildern mit dem Wort „Hoffnung“ in unseren Sprachen (Paschtu und Spanisch) im „LaLoka“.

„Hoffnung brauchen wir, um zu überleben. Denn jeder Mensch kommt in seinem Leben an einen Punkt, wo er glaubt, dass es nicht mehr weitergeht. Wahrscheinlich geht es in dieser Pandemie ganz vielen so. Die Welt hat sich geändert und viele müssen (wieder einmal?) sich einen neuen Platz zum Überleben in dieser Welt suchen. Wir hoffen auf Verbesserung und das setzt Kreativität und schöpferisches Denken frei und irgendwann auch Zuversicht. Alles wird auf den Prüfstand gestellt und neu gedacht. Wann ist man dazu schon gezwungen oder soll ich sagen verdammt?

Ernst Bloch schrieb: „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen“ und Martin Luther sagte:“Wenn ich wüßte, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Marlitt Köhnke, Jg. 1952

Auch wenn die Zeiten sich gerade nicht so anfühlen, so hoffe ich doch, dass wir friedlich aus dieser Krise herauskommen. Dass die Anzahl der vernünftigen Leute nicht weniger wird und wir weiter solidarisch bleiben.

Ute Thomas, 66 Jahre alt

Auch wenn uns die Pandemie besonders beschäftigt, so hoffe ich doch, dass wir solidarisch und friedlich weiterhin gemeinsam wieder in normalere Zeiten kommen. Ich wünsche allen Menschen ein gesundes Osterfest trotz Abstand und Maske.

Dagmar Poetzsch, 68 Jahre alt

Bilder vom digitalen Osterweg

Gemeinsam allein – Der Song zum Lockdown von Bodo Wartke und den Vokalhelden

Kinder sind von der Pandemie in besonderer Weise betroffen; die Vokalhelden beschreiben mit diesem Lied ihre Situation. Die Vokalhelden sind ein Projekt der Berliner Philharmoniker, mit dem sowohl vor Ort Kooperationen und nachbarschaftliches Miteinander als auch der Bereich der kulturellen Bildung und Chancengleichheit gefördert werden sollen. Höhepunkt und Ziel ist die musikalische Begegnung der Orchestermusiker der Berliner Philharmoniker mit den Vokalhelden in gemeinsamen Projekten.