Vor 85 Jahren: Nazideutschland bricht mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg vom Zaun.

1.09.2024 um 14:30 17:00

Volkspark Friedrichshain

Virchowstraße
Berlin, 10249

Via VVN-BdA:

Gedenkkundgebung

Sonntag, 1.September 2024, 14.30 Uhr,

Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten

Volkspark Friedrichshain

Virchowstraße, 10249 Berlin

Vor 85 Jahren: Nazideutschland bricht mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg vom Zaun.

Wir gedenken der Opfer und rufen auf zum Widerstand gegen Neofaschismus, Nationalismus und Militarismus heute!

Vor 85 Jahren: In den Morgenstunden des 1. September 1939 überfiel die faschistische deutsche Wehrmacht das Nachbarland Polen. Den deutschen Truppen folgten motorisierte Einheiten von Polizei und SS, die sogenannten „Einsatzgruppen“, und erschossen bereits im Herbst 1939 zehntausende polnische und jüdische Zivilist*innen als angebliche Partisan*innen. Bis zum Jahresende ermordeten sie über 50.000 polnische und jüdische Menschen als sogenannte „Reichsfeinde“.

Dieses Vorgehen stand von Beginn an außerhalb bekannter Kriegsführung: Die deutschen Kriegsverbrechen zielten auf die Vernichtung Polens und ganzer Bevölkerungsgruppen. Die SS erschoss allein von Herbst 1939 bis Anfang 1940 etwa 4.000 polnische Psychiatrie-Patient*innen – über ein Jahr, bevor die systematischen „Euthanasie“-Morde an kranken und behinderten Menschen in Deutschland begannen. Am 25. und 26. September erfolgte mit dem Angriff auf Warschau das erste Flächenbombardement einer Großstadt überhaupt.

Grundlagen der Vernichtung

Zuvor war im Sommer in Deutschland ein staatliches Programm zur Ermordung der polnischen Eliten entworfen worden, das jetzt umgesetzt wurde. „Volksdeutsche“ Informant*innen hatten die Namen zehntausender polnischer Bürger*innen für das „Sonderfahndungsbuch Polen“ der Einsatzgruppen geliefert. Zwölftausend Mitglieder des „Volksdeutschen Selbstschutzes“ beteiligten sich an der Ermordung ihrer Nachbar*innen. Schulen und Kultureinrichtungen wurden größtenteils verboten, um Pol*innen als „unzivilisierte“ Arbeitskräfte zu erziehen.

Mit dem Überfall auf Polen wendete sich die innerstaatliche völkische, rassistische, antisemitische und antisozialistische Verfolgungspolitik in Nazideutschland nach außen und nahm nie dagewesene Dimensionen an. Der deutsche Krieg in Polen war das blutige Vorspiel zum Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und ihre Bürger*innen zur Eroberung von „Lebensraum im Osten“ und zur Shoa, dem Versuch der vollständigen Vernichtung der europäischen Juden/ Jüdinnen.

Dieses historisch beispiellose Verbrechen begann unmittelbar nach dem Überfall auf Polen mit den Massenerschießungen polnischer Juden/Jüdinnen durch die Einsatzgruppen. Ebenfalls bald nach dem 1. September 1939 begannen das Zusammentreiben und Einsperren der polnischen Juden/Jüdinnen in Lager und Ghettos und die Massendeportationen jüdischer Menschen aus dem gesamten Machtbereich der Nazis in die eroberten polnischen Gebiete.

Der Opfer dieses ungeheuren Menschheitsverbrechen wollen wir am 1. September gedenken. Wir wollen daran erinnern, dass deutsche Angriffs- und Vernichtungskriege den Beginn und die Grundlage der antisemitischen Massenmorde darstellten.

Wir wollen auch nicht vergessen, dass Deutschland die polnischen Opfer und ihre Nachfahren sowie viele andere Opfer seiner Verbrechen immer noch nicht annähernd angemessen entschädigt hat. Solange dies nicht geschieht, ist das offizielle staatliche Gedenken reine Symbolpolitik und geht über Floskeln nicht hinaus.

In der DDR wurde der 1. September erstmals 1947 als Weltfriedenstag der Jugend begangen. Angesichts von Remilitarisierung und Wiedereinführung der Wehrpflicht wurde 1957 in der BRD der Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen und damit des Beginns des Zweiten Weltkriegs zum ersten Mal als „Antikriegstag“ begangen. Die „Antimilitaristische Aktion 1957“, ein Zusammenschluss der sozialistischen Jugend „Die Falken“, der Naturfreundejugend, der Jugend des Arbeiter-Rad- und Kraftfahrer-Bundes „Solidarität“ und die „Gruppe der Wehrdienstverweigerer e. V.“ hatte zu einer Großkundgebung auf den Frankfurter Römerberg mobilisiert.

Die Erkenntnis und Erinnerung daran, dass Militarisierung, Aufrüstung und Nationalismus wiederum in Krieg und Vernichtung münden können, war damals noch unmittelbar präsent. Die VVN-BdA hat dies als antimilitaristische Organisation der ersten Stunde immer wieder betont.

Heute setzen wir uns gegen die Aufrüstung Deutschlands, gegen die von der Regierung ausgerufene „Kriegstüchtigkeit“ sowie gegen jede Form neuer deutscher Großmachtpolitik ein. Wir lehnen jeglichen Nationalismus und Militarismus sowie jegliche Angriffs- und Eroberungskriege ab.

Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!

Нет войне – Nein zum Krieg!
   Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

Eure Berliner VVN-BdA e.V.