Lesung – Vor 85 Jahren. Antijüdischer Terror. Die Novemberpogrome 1938
7.11. um 19:00 – 20:30
Via Topographie des Terrors:
Was sich am 9./10. November 1938 überall im Deutschen Reich ereignete, übertraf an Brutalität, Vandalismus und Mordbereitschaft die bisherigen Gewalttaten gegen Jüdinnen und Juden ab 1933 bei Weitem. Vor aller Augen setzten Trupps aus SA und nationalsozialistischer Partei Synagogen in Brand, schlugen Fensterscheiben ein, plünderten Geschäfte, drangen in Wohnungen ein und verwüsteten die Einrichtung. Sie misshandelten Bewohnerinnen und Bewohner und schreckten selbst vor Mord nicht zurück. Ein beträchtlicher Teil der deutschen Bevölkerung war an Plünderungen und Demütigungen beteiligt. Die Novemberpogrome zielten nicht mehr allein auf Diskriminierung und Isolierung der jüdischen Nachbarn, sondern auf deren Vertreibung und auf die Auslöschung der jüdischen Kultur in Deutschland.
Louisa Beck und Lena Brückner lesen Auszüge aus zeitgenössischen Quellen – darunter Tagebucheinträge von Willy Cohn – sowie aus Berichten der Nachkriegszeit. Michael Wildt beleuchtet die historischen Hintergründe.
Michael Wildt ist Professor i.R. für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu seinen wichtigsten Werken gehören Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes (2002, 3. Aufl. 2015) und Ambivalenz des Volkes. Der Nationalsozialismus als Gesellschaftsgeschichte (2019). Für sein Buch Zerborstene Zeit. Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 (2022) wurde er mit dem Preis des Historischen Kollegs ausgezeichnet.
Louisa Beck und Lena Brückner sind Schauspielstudentinnen an der Universität der Künste Berlin.
Andrea Riedle ist Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors.
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