Die Nazis nannten sie »Asoziale« und »Berufsverbrecher« – Verfolgungsgeschichten im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik

1.11.2024 um 20:00 22:00

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Freitag |  1. November 2024 | 20:00 Uhr | Buchladen Schwarze Risse,
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 Die Nazis nannten sie »Asoziale« und »Berufsverbrecher«
Verfolgungsgeschichten im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik

von Frank Nonnenmacher (Hg.).

Was waren es für Menschen, die als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ bezeichnet wurden?

Die Rekonstruktion der 20 Lebensgeschichten im Sammelband „Die Nazis nannten sie „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ (Hg. F. Nonnenmacher), gelang oft nur unter schwierigsten Umständen und zeigt vor allem eines: Die betroffenen Menschen waren meist arm. Ihre Geschichten berichten von zahlreichen Kleinstdelikten. Gesetzwidriges Verhalten war unter den damaligen Umständen häufig soziale Notwehr.
Auch heute leben wir in einer Gesellschaft, in der viele Menschen hart um ihre materielle Existenz kämpfen müssen und von Wohnungslosigkeit und Armut betroffen sind. Doch war die Spaltung der Gesellschaft am Ausgang der Weimarer Republik und in den 40er Jahren noch um ein Vielfaches dramatischer. Wer in Parks schlief, keinen Wohnsitz hatte oder infolge persönlicher Schicksalsschläge den sozialen Halt verlor, wurde als „asozial“ bezeichnet.
Bei Frauen waren vermutete Promiskuität, abweichendes Sexualverhalten, Prostitution und das heimliche Durchführen von Schwangerschaftsabbrüchen häufig Gründe, die zu Haft und KZ-Haft führten.
Denn viele der Betroffenen hatten ihre Haftstrafen verbüßt und wurden dennoch nicht freigelassen sondern zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager deportiert.
Niemand war zurecht im KZ – Über die Schwierigkeiten, diese Lebensgeschichten zu recherchieren und darzustellen

In den seltensten Fällen hinterließen Menschen in prekären Lebenssituationen schriftliche Berichte, die wenigen Überlebenden schwiegen, da ihnen die Anerkennung als Verfolgte versagt blieb. Die im Sammelband zusammengestellten Biografien stellen eine Annäherung an das Geschehen dar und erheben keinen Anspruch auf Unanfechtbarkeit. Doch sind sie auf der Basis von Dokumenten recherchiert und bilden erstmals ab, was bisher gesellschaftlich nicht der Rede wert war. Zwei solcher Geschichten sollen an diesem Abend zur Sprache kommen.

Barbara Stellbrink-Kesy und André Glöckner berichten an diesem Abend über ihre langjährigen Recherchen zu zwei Frauen mit „liederlichem Lebenswandel“ in ihren Familien, über die lange nicht gesprochen wurde.